
Wann technische Perfektion ein Bild besser macht – und wann sie es zerstört
Nachdem es in den ersten beiden Teilen darum ging, warum Perfektion oft langweilt und warum Fehler ein Bild oft interessanter machen, geht es jetzt um die entscheidende Frage: Wann ist technische Perfektion sinnvoll – und wann zerstört sie emotionale Fotografie?
Perfektion ist nicht grundsätzlich schlecht. Sie kann ein Bild verstärken, es klarer, präziser und eindrucksvoller machen. Aber wenn sie zum Selbstzweck wird, wenn ein Foto nur noch eine Demonstration technischer Fähigkeiten ist, dann nimmt sie einem Bild genau das, was emotionale Fotografie ausmacht. Denn sie lebt nicht von makelloser Technik, sondern von echten Momenten, die nicht berechnet werden können. Technische Perfektion kann emotionale Fotografie unterstützen – aber sie kann sie genauso gut ersticken.
Technisch perfekt – und trotzdem bedeutungslos
Perfektion allein reicht nicht – aber manchmal macht sie den Unterschied. Der Punkt ist nicht, dass ein technisch perfektes Bild automatisch langweilig ist. Der Punkt ist, dass Perfektion kein Ersatz für Inhalt ist.
Ein Bild kann perfekt belichtet sein und trotzdem kalt wirken. Es kann jede technische Hürde nehmen und trotzdem keinen Funken überspringen. Aber es gibt Momente, in denen Perfektion das Bild erst richtig stark macht – wenn sie nicht dominiert, sondern unterstützt.
Genau darum geht es: Technik kann ein Bild verstärken oder es leblos machen. Die Kunst liegt darin, zu wissen, wann Perfektion hilft – und wann sie zerstört.
Ein gutes Beispiel dafür, dass technische Perfektion und Ausdruck sich nicht ausschließen müssen, sind die Arbeiten von Herb Ritts. Seine Bilder sind makellos – aber sie haben immer Gefühl. Sie transportieren etwas.
Und dann gibt es Fotografen wie Davide Armando, der das Gegenteil macht: Bewegungsunschärfe, extreme Kontraste, Licht, das jede Regel bricht – aber genau dadurch haben seine Bilder eine rohe Energie.
Beide sind völlig unterschiedlich – und trotzdem wirken ihre Bilder. Das zeigt: Es geht nicht darum, ob man perfekt arbeitet oder nicht. Es geht darum, ob ein Bild etwas auslöst.
Ein spannender Artikel auf PetaPixel zeigt, warum das Konzept der perfekten Fotografie ein Trugschluss ist und wie Fehler ein Bild bereichern können. Hier kannst du mehr darüber lesen: The Failure of the Perfect Picture.
Warum ich technische Perfektion situativ entscheide
Ich plane meine Shootings nicht durch Licht-Setups, feste Posen oder minutiöse Skizzen. Fehlanzeige. Ich entscheide situativ – weil ich auf den Moment reagiere, nicht auf eine Vorlage.
Das heißt aber nicht, dass Technik keine Rolle spielt. Ich entscheide bewusst, was ich kontrolliere – und was nicht. Mein Weißabgleich? Mache ich nie in der Kamera, weil ich weiß, dass sich das Licht ohnehin ständig ändert. Ich arbeite oft mit offener Blende – und meine wichtigste Entscheidung ist immer, wo die Schärfe liegt.
Perfektion ist für mich kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug – aber nur, wenn sie das Bild stärker macht.
Der Blick wird gefesselt
Ein Bild, das technisch nicht perfekt ist, kann genau deshalb wirken. Weil es sich anders anfühlt als der übliche Einheitsbrei.
Bewegungsunschärfe zieht den Betrachter ins Bild, statt ihn nur draufschauen zu lassen. Körnung gibt einer Aufnahme eine Textur, die sich „anfühlt“, selbst wenn sie nur visuell ist. Und unkonventionelle Bildausschnitte brechen Sehgewohnheiten auf – genau deshalb bleiben sie hängen.
Das sind keine Fehler. Das sind bewusste Stilmittel. Weil ein Bild nicht perfekt sein muss, um genau das Richtige zu treffen.
Schau dich in meiner Collector’s Edition um, hier siehst du viele Aufnahmen die sich um emotionale Fotografie drehen.
Warum technische „Fehler“ oft bessere Bilder machen
Ein leicht verwackeltes Bild, eine bewusst eingesetzte Bewegungsunschärfe, eine unkonventionelle Lichtsetzung – das alles sind Stilmittel, die ein Bild intensiver machen können. Technisch nicht perfekte Aufnahmen können echte Energie transportieren, weil sie lebendig wirken und somit emotionale Fotografie vermitteln.
Bewegungsunschärfe gibt dem Bild ein Gefühl von Geschwindigkeit und Dynamik. Körnung bricht die sterile Glätte digitaler Bilder auf. Ungewöhnliche Bildausschnitte lenken den Blick dorthin, wo er nicht erwartet wird.
Das sind keine „Fehler“. Das ist bewusste Entscheidung. Denn ein Bild kann technisch nicht zu 100% passen – und trotzdem genau das Richtige treffen.
Als Perfektion verlangt wurde – und ich wusste, dass sie nichts bringt
Ich erinnere mich genau an diesen Moment in der Graphischen in Wien. Eine ganze Serie von Bildern – Bewegungsunschärfe, schräge Ausschnitte, harte Kontraste. Ich war überzeugt, dass das genau mein Ding ist.
Das Ergebnis? Ein Fleck. „Nicht genügend.“
Der Lehrer war so kreativ wie ein Semmerl – aber das war nicht das Problem. Das Problem war, dass er nur ein einziges Raster hatte, durch das er Fotografie bewertete: technische Perfektion. Und genau da wusste ich: Wenn ich mich daran halte, werde ich nie Bilder machen, die mich wirklich interessieren.
Ich habe keine Ahnung, was der Lehrer heute macht. Aber ich weiß, dass meine Bilder nicht in sein Bewertungsschema passen würden – und genau das ist gut so.
Perfektion ist ein Werkzeug – aber kein Ziel
Technische Perfektion kann ein Bild stärker machen – oder seelenlos. Der Unterschied? Ob sie dem Bild dient oder ob das Bild ihr dienen muss.
Emotionale Fotografie lebt nicht von Messwerten oder perfekten Setups. Sie lebt von dem, was passiert, wenn man den Moment lässt, statt ihn zu kontrollieren.
Denn am Ende zählt nicht, wie perfekt ein Bild ist. Sondern ob du es nach zehn Sekunden wieder vergisst – oder nie mehr aus dem Kopf bekommst.
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